Abstract
The study Law, Tragedy, Allegory examines the relationship between Benjamin's legal criticism and his philosophy of history of tragic and baroque drama. Based on Benjamin's concepts, it deals with the question of the critical truth effect of tragedy and Trauerspiel in their respective relationship to law. The concept of law is taken from Benjamin's Critique of Violence, and the drama theory from his Origin of the German Trauerspiel. The first part of this work explains and carries out Benjamin's diagnosis of the factual contradictions of the law. It argues that these contradictions are based on its logic of precondition, which this study describes as the sanctioning of the natural: that is, the law sets as its precondition an area of opposed interests, whose conflicts it should pacify and regulate. Based on this concept of contradiction of law, this study deals with the question of the critical relationship between tragic and baroque drama and law. In the second part, it reconstructs B ...
The study Law, Tragedy, Allegory examines the relationship between Benjamin's legal criticism and his philosophy of history of tragic and baroque drama. Based on Benjamin's concepts, it deals with the question of the critical truth effect of tragedy and Trauerspiel in their respective relationship to law. The concept of law is taken from Benjamin's Critique of Violence, and the drama theory from his Origin of the German Trauerspiel. The first part of this work explains and carries out Benjamin's diagnosis of the factual contradictions of the law. It argues that these contradictions are based on its logic of precondition, which this study describes as the sanctioning of the natural: that is, the law sets as its precondition an area of opposed interests, whose conflicts it should pacify and regulate. Based on this concept of contradiction of law, this study deals with the question of the critical relationship between tragic and baroque drama and law. In the second part, it reconstructs Benjamin's basic concepts of philosophy of art and its distinctions. These are the terms of factual content, truth content and form. This reconstruction infers the critical function of work of art in general terms. It consists of absorbing the moral world on which the work of art is based and making possible to experience it in its objective untruth by rearranging it. Then, the reconstruction of Benjamin's basic concepts of philosophy of art provides the basis for dealing with the question of the tragedy’s and Trauerspiel’s respective relation to the law understood as a structure of moral reality. The third part deals with the specific relationship between tragedy, Trauerspiel and law. It argues for the thesis that Benjamin's historical philosophy of drama can be read as the genesis of insight into the constitutive contradictions of law. Tragedy and Trauerspiel stand for two closely linked stages of this insight: In the tragedy, the institution of law is staged as an overcoming of a state of endless moral collisions; in the Trauerspiel, the knowledge of their failures is reproduced in the form of allegory. Concerning Benjamin's theory of tragedy, it is shown that his concept of the tragic as a paradox derives from the legal form of tragic poetry (as a trial). On the one hand, this form enables tragedy to problematize its mythical moral order determined by the cult of sacrifice as such; on the other hand, it is the reason for its indissoluble paradox and thus for its failure. Benjamin's theory of Trauerspiel is read from the perspective of this concept of the tragic. It is shown that in Trauerspiel as a post-tragic drama, law is no longer the form of drama, but rather it is turned into its own factual content. By transforming legal life into its allegorical unity, the Trauerspiel reveals the constitutive contradictions of law as unsolvable and its operations as vain. This critical performance is achieved by the Trauerspiel in the self-dissolution of the law as its factual content.
show more
Abstract
Die Arbeit Recht, Tragik, Allegorie untersucht das Verhältnis von Benjamins Rechtskritik zu seiner Geschichtsphilosophie des tragischen bzw. barocken Dramas. Damit will sie auf der Basis von Benjamins Begriffen die Frage nach dem kritischen Wahrheitseffekt von Tragödie und Trauerspiel in ihrer jeweiligen Beziehung zum Recht behandeln. Den Rechtsbegriff entnimmt sie Benjamins Kritik der Gewalt, die Dramentheorie dem Ursprung des deutschen Trauerspiels. Im ersten Teil dieser Arbeit wird Benjamins Diagnose von den sachlichen Widersprüchen des Rechts erläutert und ausgeführt. Es wird dafür argumentiert, dass diese Widersprüche auf der von Benjamin eigentümlich erahnten aber nicht explizierten Voraussetzungslogik des Rechts beruhen, die diese Arbeit als Sanktionierung des Natürlichen bezeichnet: Das Recht setzt demnach einen Bereich entgegengesetzter Interessen voraus und macht mithin eben die Gewaltverhältnisse zu seiner Voraussetzung, die es befrieden und regulieren sollte. Unter Zugrunde ...
Die Arbeit Recht, Tragik, Allegorie untersucht das Verhältnis von Benjamins Rechtskritik zu seiner Geschichtsphilosophie des tragischen bzw. barocken Dramas. Damit will sie auf der Basis von Benjamins Begriffen die Frage nach dem kritischen Wahrheitseffekt von Tragödie und Trauerspiel in ihrer jeweiligen Beziehung zum Recht behandeln. Den Rechtsbegriff entnimmt sie Benjamins Kritik der Gewalt, die Dramentheorie dem Ursprung des deutschen Trauerspiels. Im ersten Teil dieser Arbeit wird Benjamins Diagnose von den sachlichen Widersprüchen des Rechts erläutert und ausgeführt. Es wird dafür argumentiert, dass diese Widersprüche auf der von Benjamin eigentümlich erahnten aber nicht explizierten Voraussetzungslogik des Rechts beruhen, die diese Arbeit als Sanktionierung des Natürlichen bezeichnet: Das Recht setzt demnach einen Bereich entgegengesetzter Interessen voraus und macht mithin eben die Gewaltverhältnisse zu seiner Voraussetzung, die es befrieden und regulieren sollte. Unter Zugrundelegung dieses Begriffs vom Widerspruch des Rechts behandelt diese Arbeit die Frage nach dem kritischen Verhältnis des tragischen und barocken Dramas zum Recht. Im zweiten Teil rekonstruiert sie die grundlegenden kunstphilosophischen Begriffe bzw. Unterscheidungen Benjamins. Diese sind die Begriffe von Sachgehalt, Wahrheitsgehalt und Form. Aus dieser Rekonstruktion ergibt sich die kritische Funktion von Kunstwerken überhaupt. Sie besteht darin, dass die dem Kunstwerk zugrundeliegende sittliche Welt in ihm aufgenommen und durch Neuanordnung in ihrer objektiven Unwahrheit erfahrbar gemacht wird. Die Rekonstruktion von Benjamins grundlegenden kunstphilosophischen Begriffen bietet sodann die Basis für die Behandlung der Frage, in welchem Verhältnis Tragödie und Trauerspiel zum Recht als einer Struktur der sittlichen Realität stehen. Der dritte Teil handelt vom spezifischen Verhältnis der Tragödie bzw. des Trauerspiels zum Recht. Es wird für die These argumentiert, dass Benjamin Geschichtsphilosophie des Dramas als die Genese der Einsicht in die konstitutiven Widersprüchen des Rechts gelesen werden kann. Tragödie und Trauerspiel stehen dabei für zwei miteinander eng verknüpfte Stadien dieser Einsicht: In der Tragödie wird die Instituierung des Rechts als Überwindung eines Zustandes endloser sittlicher Kollisionen inszeniert; im Trauerspiel wird das Wissen von deren Scheitern in der Form des Allegorischen nachvollzogen. Was die Tragödientheorie Benjamins angeht, wird gezeigt, dass Benjamins Begriff des Tragischen als Paradoxon auf die rechtliche Form der tragischen Dichtung (als Gerichtsverhandlung) zurückgeht. Diese Form ermöglicht der Tragödie einerseits ihre mythische vom Opferkult bestimmte sittliche Ordnung als solche zu problematisieren; anderseits aber ist sie der Grund für ihre unauflösliche Paradoxie und somit für ihr Misslingen. Benjamins Theorie des Trauerspiels wird auf der Folie des zu Ende gedachten Begriff des Tragischen gelesen. Es wird gezeigt, dass das Trauerspiel als posttragisches Drama das Recht nicht mehr zur Form erhebt, sondern es vielmehr zu seinem Sachgehalt macht. Durch die Überführung des Rechtslebens in seine allegorische Einheit lässt das Trauerspiel die konstitutiven Widersprüche des Rechts als unlösbar und seine Operationen als nichtig erfahren. Diese kritische Leistung vollzieht das Trauerspiel in der Selbstauflösung des Rechts als seines Sachgehaltes.
show more
